Interview: Sonja Eismann

Die von dir kuratierte Ausstellung möchte, ausgehend von der Sammlung der Berlinischen Galerie, „das Verhältnis von Künstlerinnen und Künstlern zur Mode beleuchten“, wie du im Katalog schreibst. Gab es dafür eine Initialzündung?
Annelie Lütgens: Am Anfang stand ein rotes Kleid. Nämlich das berühmte Eigenkleid von Anna Muthesius aus dem Jahr 1903. Ich wusste nicht einmal, dass wir dieses Kleid – bzw. seine Rekonstruktion – in unserer Sammlung haben. Es war eine Dauerleihgabe an das Berliner Stadtmuseum und daher nie bei uns zu sehen. Die Kleiderreform um 1900, die Künstlerinnen wie Anna Muthesius in die Wege leiteten, um Frauen mit korsettloser Mode von Einschränkungen durch Kleidung zu befreien, war somit der Einstieg. Mit dieser

Ausstellung wollte ich aber noch mehr: die Kleider aus den Bildern holen!

Wie gelingt das?
Ein Beispiel: Mit der Dadaistin Hannah Höch hatten wir eine Künstlerin in der Sammlung, die sich ab den 1920er-Jahren für eine Erneuerung des Verhältnisses zwischen Kunst und Mode einsetzte. Höch hat für den Ullstein Verlag gearbeitet, in der Handarbeitsabteilung, wo sie Entwürfe für Stickanleitungen und Tischdecken anfertigte. Das war für sie genauso moderne Kunst wie ein abstraktes Bild malen oder Collagen machen! Gleichzeitig konnten wir unsere Frage, was Künstlerinnen tragen, auch an der Person Hannah Höch verdeutlichen, indem wir uns Kleidungsstücke aus ihrem Nachlass ausgeliehen haben. In unserer Dokumentation sind viele Fotos, auf denen man sieht, wie sie mit den verschiedenen Stilen durch die Zeiten und die sich verändernden Weiblichkeitsvorstellungen des frühen 20. Jahrhunderts mitwächst.

Wieso zeigst du auch Modeillustrationen und -fotografien?
Mir war wicht…