Von Hengameh Yaghoobifarah

Ich hasse Kompromisse. Besonders ungern gehe ich sie auf Kosten meines Anspruchs „Live, Love, Laugh“ ein. Die Zustände sind bedrückend genug, wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich für die Lebensfreude und gegen das Leid. Etwa, indem ich gewisse Themen mit cis Personen umschiffe. Scheiß auf den Dialog, ich will meine Ruhe.
Es gibt dieses Meme, zwei Bilder nebeneinander. Links spielt ein Kleinkind mit Steckwürfeln und versteht offensichtlich nicht, dass ein Quadrat nicht in ein rundes Loch passt. Rechts spazieren zwei Philosophen durch einen prächtigen Garten und unterhalten sich angeregt. Die Bildüberschrift: Wenn ich mit cis Personen über Geschlecht spreche vs. wenn ich mit

trans Personen über Geschlecht spreche. Ich denke oft an dieses Meme, besonders, wenn cis Personen bei dem Thema nicht nur übergriffige Fragen stellen, sondern gleich cissplainen.

Cissplaining verhält sich analog zum Mansplaining. Verglichen mit der Wucht an Gewalt, die trans Leuten angetan wird, ist Cissplaining harmlos, aber trotzdem nervig. Bekäme ich jedes Mal einen Euro, wenn eine cis Person mir sagt, dass ihr Misgendering korrekt und meine Verbesserung falsch ist, hätte ich die knapp achttausend Euro für meine Top-Surgery nicht aus eigener Tasche bezahlt.

Dass ich nicht-binär trans bin, ist weder eine Neuigkeit noch ein Geheimnis. Ich benutze keine Pronomen und möchte genderneutral angesprochen werden. Hinweise darauf gibt es in meiner Mail-Signatur, meiner Bio und jeder weiteren Infogelegenheit. Die Leute müssten schon müde von dieser Info sein, so häufig, wie ich sie droppe. Trotzdem misgendern mich Menschen nicht nur regelmäßig, sondern besitzen auch noch die Dreistigkeit, darauf zu beharren, im…