Von Robyn Rex
Illustration: Zora Asse

Beim Browsen durch ein paar Insta-Storys musste ich letztens stutzen. Einer meiner Lieblingslesben-Meme-Kanäle @princessdyke hatte die Follower*innen in einem Q&A nach Geheimnissen gefragt und u. a. dieses hier geteilt: „I literally can’t cum unless I think of my mother slapping me.“ Bäm. Ich war geschockt – aber nicht, weil ich die Verbindung von Gewalt und Erotik so schlimm finde, sondern weil dieses Geheimnis (das auch mein Geheimnis ist!) öffentlich geteilt wurde: nicht kommen können, wenn man nicht an x oder y denkt. Bei mir ist es nicht meine Mutter, die mich schlägt, dafür sind es andere fiktive Autoritätspersonen: Lehrer*innen, die Chefin oder der Vater meiner Babysitterkinder. Es

geht um Fehler, die bestraft werden müssen, um Begehren, das eigentlich verboten ist, und Situationen, in denen Grenzen überschritten werden und Vertrauen missbraucht wird.

So weit, so feministisch: Dass Missbrauchsfantasien Teil unseres Begehrens sein können, ohne dass wir sie „im echten Leben“ ausleben wollen oder müssen, wurde in sexpositiven Diskursen schon oft debattiert und ad acta gelegt. Und dass wir beim Sex auch mal an etwas anderes denken, ist ja nichts Dramatisches, mal ist es der Kinobesuch von gestern, mal die To-do- Liste von morgen. Aber was bedeutet es, wenn ich im Bett mit der einen Person knutsche, aber im Kopf einer anderen den Hintern versohle? Und was, wenn ich die grenzüberschreitenden Fantasien tatsächlich immer brauche, um im Hier und Jetzt überhaupt kommen zu können?

Aus einer Mischung aus Scham und Angst, meine Sexpartner*innen zu verletzen, habe ich diese Info lange für mich behalten. Das Wissen wurde dorthin verbannt, wo es auch hergekommen ist: in mein Unbewusstes. Ich fühl…