Von Kornelia Kugler

Vida“, erschienen von 2018 bis 2020 auf dem Pay-TV-Sender Starz, und „Gentefied“, 2020 bis 2022 auf Netflix, haben ähnliche Ausgangspunkte: Ihr Handlungsort ist Boyle Heights, ein Stadtteil von Los Angeles, der lange Zeit hauptsächlich von working class latinx Immigrant*innen bewohnt und im letzten Jahrzehnt stark gentrifiziert wurde. In beiden Serien stehen mexikanisch-amerikanische Familien im Mittelpunkt. Ästhetisch unterscheiden sich „Vida“ und „Gentefied“ wie ein Indie-Film von, na ja, eben einer glatten Netflix-Produktion von der Stange. „Vida“ hat grandiose, explizite Sexszenen, wohingegen „Gentefied“ eher „family friendly“ ist. „Vida“ nimmt sich Zeit, auf Probleme wie

Homofeindlichkeit und Machismo innerhalb der Latinx Community nuanciert einzugehen. „Gentefied“ reißt ähnliche Issues an, und auch anti-Schwarzer Rassismus und Colorism werden thematisiert, bleibt aber meist didaktisch und an der Oberfläche. Beide Serien zeigen Latinx-Subjektivitäten jenseits von klassen-, herkunfts- oder geschlechtsspezifischen Stereotypen und wurden von mehrheitlich latinx Teams entwickelt.

Gentrifizierung ist das erzählerische Vehikel beider Serien. Ihre Hauptfiguren sind von Verdrängung betroffen, werden aber auch beschuldigt, ihren Stadtteil aufzuwerten. Das von Guillermo Uribe geprägte „gentefication“ mischt „gentrification“ und „gente“, also „Leute“ auf Spanisch. Der Begriff beschreibt eine jüngere Generation von akademisch gebildeten, aufstrebenden, assimilierten Hipstern, die zwar latinx sind, aber den demografischen und wirtschaftlichen Wandel des Viertels mit vorantreiben und davon profitieren. [caption id="attachment_46413" align="align…