Von To Doan

Als ich 2007 nach Neukölln zog, eilte dem Berliner Stadtteil ein gefährlicher Ruf voraus. Medien berichteten von „Brennpunktschulen“, „Bandenkriegen“, konstruierten und problematisierten zugleich die „Parallelgesellschaft“. Doch der quirlige Norden des Bezirks erlaubte mir schnell, mich wohlzufühlen in den vollen Straßen zwischen den vielen Spuren migrantischen Lebens. Das ehemalige Arbeiter*innenviertel war gerade dabei, „szenig“ zu werden. Die Verdrängung von BIPoC und armen Menschen war in vollem Gange. Quartiersmanagements wurden ins Leben gerufen, soziokulturelle Projekte gefördert. Doch Straßen und Schulen werden nicht für die Menschen saniert, die dort schon lange leben und arbeiten, sondern mit dem Ziel, eine gänzlich neue Sozialstruktur vor Ort zu

schaffen. Rassistische Sicherheitsbedenken werden dazu genutzt, um BIPoC zu kriminalisieren, das Polizeiaufgebot zu erhöhen und Willkürmaßnahmen zu legitimieren. Sogenannte kriminalitätsbelastete Orte werden festgelegt und somit rechtlose Zonen für Menschen geschaffen, die von Racial Profiling betroffen sind. Das heißt: von polizeilichen Kontroll- und Durchsuchungspraxen, die anhand rassifizierender Zuschreibungen wie Hautfarbe und anderen phänotypischen Merkmalen, vermeintlich nationaler Herkunft und Religion erfolgen. Mittels vorgeblicher Gefahrengebiete generiert die Polizei nach dem Prinzip „wo hingeschaut wird, wird auch mehr gefunden“ selbst die Zahlen, die ihre Praxen rechtfertigen sollen. Für viele Bewohner*innen gehören Schikanen zum Alltag, bildet der eigene Körper aufgrund vielfältiger Zuschreibungen die Grenze zu einem ungehinderten Zugang zum öffentlichen Leben.

KOP – die Kampagne für Opfer rassistisch motivierter Polizeigewalt – dokumentiert schon seit zwanzig Jahren rassistische Polizeiar…