Von Verena Reygers

Die wichtigste Ansage auf dieser Platte kommt direkt zu Beginn: „Das habe ich selbst gemacht“, rappt Finna über klackernde Beats. Und damit ist klar: „Zartcore“ ist nicht nur queerer HipHop aus Hamburg, „Zartcore“ ist auch emanzipierter Punk. Jenseits von festen Kategorien positioniert sich Finna gekonnt zwischen Erwartung und Widerspruch, bricht mit Konventionen und ist dabei trotzdem so verführerisch wie ein erdbeerfarbenes Buttercremetörtchen. Doch die radikale Softness ist hart erkämpft: 2015 mischt Finna die Hamburger Indieszene mit der Single „Musik ist Politik“ auf, gewinnt einen renommierten

Nachwuchspreis, tritt mit Acts wie SXTN auf. Es folgt ein Zusammenbruch inklusive Klinikaufenthalt und Therapie – und gleichzeitig Empowerment durch ihr queerfeministisches Umfeld. Dort, wo frau „fett und proud“ ist und „Slutprides“ feiert, dort, wo das Sprengen von Normen Leben rettet. In den vergangenen zwei Jahren veröffentlicht Finna Songs wie „Overscheiß“ als Body-Positivity-Hymne, engagiert sich auch über die feministische Szene hinaus politisch und baut ihre Skills als Produzentin aus; vor allem aber schärft Finna ihr kreatives Profil, indem sie auf zart statt hart setzt.

Missy Magazine 03/22, Musikaufmacher, Kanten kappen
© Katja Ruge

Musikalisch packt sie düsteres Rap-Flimmern in rosa Tüll und kappt ihren Trapbeats die scharfen Kanten: gerade n…