Von Sonja Eismann

Blut. Gold. Träume von Räumen. Nonnenuniformen. Die alten Kleider meiner Mutter. Eine orangefarbene Katze. Weihnachtsbäume. Badewannen. Homer.“ All diese Dinge sind Teil einer handschriftlichen Liste von ca. 1978 mit dem Titel: „Everything that’s influenced me/ my work“. Damit lieferte die US-amerikanische Künstlerin Rosemary Mayer (1943–2014) eine ultrakompakte und -transparente Eigenanalyse ihrer Arbeit, die sich weder auf eine Disziplin noch auf ein Thema beschränkte. Während sie in den 1960er-Jahren mit ihrer Schwester, der Poetin Bernadette Mayer, und ihrem kurzzeitigen Ehemann, dem Künstler

Vito Acconci, an schriftstellerischen Fomaten wie der Zeitschrift „0 TO 9“ sowie im Rahmen konzeptueller Kunst arbeitete, fächerte sich ihr Schaffen später breit auf. So wurde sie in den 1970er-Jahren bekannt für ihre großformatigen Textilskulpturen, wandte sich dann aber, in Abgrenzung zur zunehmend kommerzialisierten Galerien-Objekt-Kunst, flüchtigeren Formen zu, die sie dennoch Skulpturen, „Temporary Monuments“, nannte. Dafür arbeitete sie viel im Freien, mit Materialien wie Wetterballons oder Vogelscheuchen.

Missy Magazine 04/22, Kunstaufmacher
Rosemary Mayer
Hypsipyle, 1973
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
© 2022 The Rosemary Mayer Estate
Photo: Swiss Institute, New York

In der großen Werkschau im Lenbachhaus, die sich in eine k…