Von Leyla Yenirce

Während ich diesen Roman lese, wandert mein Blick auf Walter Benjamins „Passagen-Werk“ auf meinem Fensterbrett. Mich lässt seine Idee des Reklamewerbung tragenden Sandwichman als moderner Flaneur nicht los. Statt umherschweifend durch die Stadt zu ziehen und die Umgebung bewusst wahrzunehmen, wird jeder Schritt, selbst der Gang durch die Straße, kommerzialisiert, bis hin zur absoluten Perversion: der Mensch als Reklameschild. Wo zu Benjamins Zeiten das Gehen in der Großstadt zum kommerziellen

Spektakel wird, ist es bei den beiden Kunststudentinnen Hailey und Zoe in Calla Henkels Romandebüt „Ruhm für eine Nacht“ das Leben auf Partys, das sie über Social Media vermarkten. Statt im öffentlichen Raum findet das Spektakel in ihrer Berliner Wohnung statt, die die beiden US-Amerikanerinnen zu einem Ort des Feierns verwandeln, mit einem klaren Ziel: Sie wollen durch ihre Selbstinszenierung die soziale Leiter aufsteigen und sich Status in der Kunstwelt aufbauen.

©Max Pitegoff

Wir befinden uns in Berlin im Jahr 2009, Britney Spears und Lindsay Lohan zieren die Schlagzeilen und die junge Hailey träumt davon, reich und berühmt zu werden wie ihre Pop-Idole. Gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Zoe, die noch den Tod ihrer besten F…