Von Linus Misera

Am Waldrand steht ein Hochhaus. Wer hineinwill, muss nicht nur an Zaun und Stacheldraht vorbei, sondern sich auch einem rigorosen und erniedrigenden Bewerbungsprozess unterziehen. Wie es jenseits der geschützten Anlage aussieht, erfahren wir nicht, aber es scheint schlimm um die Welt zu stehen. Anna (Ioana Iacob) hat diesen Prozess bereits vor sechs Jahren mit ihrer Tochter Iris (Pola Geiger) durchlaufen und bildet nun den Wachschutz des Hauses. An sich eine Routinetätigkeit, doch als eine Verkettung zufälliger

Ereignisse erst Nervosität und schließlich Panik unter den Bewohner*innen auslöst, ändert sich das. Was mit einem verschwundenen Hund beginnt, wächst sich für Anna und ihr Umfeld zur existenziellen Bedrohung aus. Natalia Sinelnikovas Langfilmdebüt erzählt mit ruhiger Hand die Feindseligkeit deutschen Lebens anhand des Kosmos deutschen Wohnens. Das St.-Phoebus-Haus, wie die Anlage offiziell heißt, ist ein System, in dem das Private heilig ist und die Arbeit niemals endet.

Missy Magazine 05/22,Deutsche Ruhe, Filmaufmacher
© eksystent Filmverleih

In seinen Interieurs, teils Behörde, teils Platte, fließen vergangenes und gegenwärtiges Deutschland tödlich ineinander. Alle Freizeitaktivitäten, Sport und Kultu…