Von Franzis Kabisch
Illustration: Zora Asse

Sex und Abtreibung gehören zusammen, das leuchtet allen ein. Nicht, weil auf Sex immer eine Schwangerschaft folgt, sondern weil es eine Abtreibung ohne Sex nicht geben würde. Und doch werden Sex und Abtreibung in Medien, Filmen und unseren Köpfen als extreme Gegensätze konstruiert: Sex ist schön, sinnlich und macht Lust. Abtreibungen sind grausam, schmerzhaft, isolierend und machen definitiv keine Lust – aber warum nicht? Als ich vor vielen Jahren eine Schwangerschaft abbrach, veranstaltete ich mit drei

Freundinnen eine Art Pyjamaparty über mehrere Tage. Am Montag nahm ich die erste Tablette, am Dienstag schauten wir Filme, am Mittwoch ging der Embryo ab. Ich hatte starke Krämpfe und war erschöpft, aber meine Freundinnen kümmerten sich um mich. Sie reichten mir eine Wärmflasche, leckeres Essen und Ibuprofen 600. Im Nachhinein kann ich sagen: Meine Abtreibung war sehr schön. Sie war sinnlich und irgendwie spannend. Schmerzhaft auch, okay, aber nichts, was ich nicht überstehen würde.

Missy Magazine 05/22, Sex-Kommentar, Ende gut, alles gut
© Zora Asse

Stigmatisierung, Tabu und Vorurteile rund um Abtreibungen sind groß, auch in feministischen Kreisen. Viele sagen: „Aber beschönigen muss man das Thema ja auch nicht.“ Ich argumentiere dagegen: Doch…