Von Steffen Greiner

Das geklaute Fahrrad: Urszene männlicher Gewalterfahrung. „Schönes Rad, darf ich mal probefahren“, die Fiesheit im unschuldigen Blick kaum verborgen – wer könnte schon ablehnen. Gäbe ja sonst nur Schubserei, dann reißt man’s dir halt aus der Hand, und dann ist das Rad so oder so weg. Vielleicht will er ja wirklich nur eine Runde um den Block fahren.

Du schaust hinterher und fühlst dich klein. In Behzad Karim Khanis Buchdebüt „Hund, Wolf, Schakal“ löst diese Situation eine Feindschaft aus, die den Protagonisten Saam – ein sensibler Junge, der sich zu einem Gewalttäter entwickelt, zu einem Monster, das von seinem Monstersein weiß – bis zuletzt verfolgen wird. Ein weiteres Steinchen im Mosaik

dieser alltäglichen Gewalterfahrungen, die eben nicht von Eltern ausgehen, von Lehrer*innen oder Nachbar*innen: ein Ausgeliefertsein unter anderen Jungen – das, was wir uns selbst antun.

Missy Magazine 05/22, Typenparade, In der Giftküche
© Valerie Benner

On top, quasi, Teil der Giftküche. Die dann doch Männer unterschiedlich packt: Natürlich erzählt das Buch auch von einer gettoisierenden Alman-Dominanzgesellschaft. Erzählt aus dem Herzen des Außens, in dem das Innen ein irrelevantes Fremdes bleibt und man fast verzweifelt daran, in den Kottbusser Damm noch die Bronx hineinzuinterpretieren, wo „Gangster“ eine Performance ist, weil es immerhin eine Rolle ist, die zugestanden wird, auch wenn sie mehr und mehr sche…