Von Senami Zodehougan

Wir leben in einer Welt, die nicht darauf angelegt ist, dass wir einen emotionalen Totalschaden nach dem anderen erleben, aber
es bedeutet, dass wir immer wieder in Situationen kommen, die Schmerz verursachen. Im besten Fall wachsen wir daran, werden widerstandsfähiger, lernen, besser mit problematischen Situationen umzugehen und uns an die Anforderungen unserer Umgebung anzupassen. Im Worst Case schreibt sich das Ereignis fest in unseren Körpern, flutet immer wieder unser Bewusstsein und bleibt gleichzeitig unaussprechlich. Wenn etwas außergewöhnlich schlimm ist, wenn es unsere

vorhandenen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigt und wir nicht mehr in der Lage sind zu verarbeiten, dann sprechen wir von einem Trauma.

Im klinischen Kontext, also wenn es um Diagnosen, Erkrankung und Heilung geht, wird ein Trauma laut ICD-10 (International Classification of Diseases 10) als „Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde“ beschrieben. Dabei wird bei einem traumatischen Ereignis anhand der Dauer zwischen Typ I (kurzfristig/einmalig) und Typ II (langfristig/wiederholt) und anhand der Ursache zwischen interpersonell (körperliche, sexualisierte, kriminelle Gewalt; Folter, Kriegserleben, Flucht etc.) und akzidentiell (Verkehrsunfälle, Naturkatastrophen) unterschieden. Ein Trauma entsteht also z. B. durch direktes Erleben, direktes Beobachten oder durch die Addition von mehreren Ere…