Interview: Sonja Eismann

Warum „Empowerment“ und nicht „Feminismus“?
Der Begriff „Empowerment“ ist zwar mittlerweile überstrapaziert, doch er drückt sehr treffend unseren maximal inklusiven Ansatz aus. Wir möchten mit der Kunst ein Bewusstsein schaffen für die herrschenden Ungleichheitsverhältnisse zwischen Globalem Norden und Süden. Auch strukturelle Problemlagen, die durch Gender, Race und sozialen Hintergrund sowie kolonial-rassistische Geschichte bestimmt sind und dazu führen, dass Menschen und Communitys marginalisiert und unterdrückt werden, haben wir im Blick. Vor allem möchten wir jedoch aufzeigen, welche vielfältigen Möglichkeiten und Visionen

der Selbstermächtigung und Emanzipation Künstler*innen weltweit entwickeln, um diesen Zuständen entgegenzuwirken. Was war euch wichtiger – einen feministischen Kunstkanon zu etablieren oder das Jetzt abzubilden? Uns ging es darum, erstmals in diesem Umfang einen transnationalen Überblick über Kunst und Feminismen des 21. Jahrhunderts zu bieten – und dabei den Blick auch in die Zukunft zu richten. Wir zeigen rund hundert Positionen aus etwa fünfzig Ländern. Missy Magazine 05/22, Kunstaufmacher, © Yael Bartana,Two Minutes To Midnight (Videostill), 2021,1-Kanal-Video- und
5-Kanal-Soundinstallation,Farbe, Ton, 47:15 min, Courtesy die Künstlerin, Annet Gelink Gallery, Amsterdam, Sommer Contemporary Art, Tel Aviv, Galleria Raffaella Cortese, Mailand, Petzel Gallery,N…