Von Negin Bekham
Als Schulkind wünschte ich mir Freiheit und dafür hatte ich konkrete Pläne: erwachsen werden, Geld verdienen, eigenes Auto kaufen. Allerdings nicht, weil ich in einem kleinen Ort in der Uckermark groß geworden bin und daher unbedingt ein eigenes Auto brauchte. Im Gegenteil. Ich bin ein Großstadtkind, doch diese großen Städte befinden sich in Iran. Ja, aufgewachsen als Frau in dem Land, das genau in diesen Tagen eine feministische Revolution erlebt. Ich bin ein Großstadtkind und wollte trotzdem unbedingt ein eigenes Auto haben.
Dieser Wunsch hatte auch nichts damit zu tun, dass ich die Umweltkrise ignorierte. Ich war kein wohlhabender Mensch mit Realitätsverlust. In Ländern mit totalitären Regimen können Autos für viele Menschen, für viele Frauen, als Safe Space gelten. Wo zwischenmenschliche Interaktionen reguliert werden und Grund- rechte eingeschränkt sind, und wo sich viele junge Menschen, selbst aus der Mittelschicht, keine eigenen vier Wände leisten können, ist ein Auto oft der günstigste und einfachste Weg zu mehr Freiheit. Daten, Sex haben, Alkohol trinken.

In Iran leben viele erwachsene Frauen weiter mit den Eltern. Manche aus wirtschaftlicher Not. Andere, weil es nicht überal…