Von Maria Funke

© Anna Beil

Vor beinahe einem Jahr explodierte in meinem Kopf eine Bombe, die Teile meines Gehirns mit Blut überschwemmte. Da dieses keinen Schmerz empfindet, habe ich davon erst etwas bemerkt, als mein Gesicht bereits taub und die rechte Pupille gelähmt war. Was zunächst wie ein Schlaganfall aussah, stellte sich im Krankenhaus als Hirnblutung heraus, die durch einen Tumor verursacht worden war, der jederzeit wieder bluten konnte.

Quasi eine tickende Zeitbombe, die mich erblinden lassen, lähmen, ersticken oder anders töten konnte. Erst nach einer riskanten Operation Mitte Dezember 2021 war ich außer Lebensgefahr. Es waren meine Freund*innenschaften, die dafür sorgten, dass ich von der Druckwelle der Explosion nicht fortgerissen wurde. So organisierten sie über Telegram einen Gassi-Service für meinen Hund, da ich noch sehr schwach war, als ich wieder nach Hause durfte. Die folgenden Wochen wechselten sie sich ab; brachten Schokolade, Zeitungen und Selbstgekochtes – und sorgten dafür, dass ich nicht allein war. Auch, da ich wegen einer Covid-19-Infektion doppelt angeschlagen war. Als ich schließlich im Dezember erneut ins Krankenhaus kam, gründete ich die OP-Gruppe auf Telegram, der ich viele Freund*innen hinzufügte. Für mich wichtige Menschen, die vor dem Gesetz kein Recht da- rauf hatten, zu erfahren, wie es mir nach dem Eingriff gehen würde. Sie sollten durch Kontakt miteinander und zu meiner Mutti wissen, wie die OP gelaufen war. Und obwohl …