Von Amina Aziz

Der warmherzige Einstieg in den Film „Sonne“ weckt eigene Erinnerungen daran, wie es war, als Full-on-Teenie mit Friends abzuhängen und sich über alles Mögliche kaputtzulachen. Die Freundinnen Bella (Law Wallner) und Nati (Maya Wopienka) sind bei Yesmin (Melina Benli) zu Hause, irgendwo in Wien. Sie machen Witze und Selfies. Bella und Nati finden den Hijab, den sonst nur Yesmin trägt, so exotisch, dass sie die Kopftücher und langen, eleganten, schwarzen Gewänder von Yesmins Mutter, die diese selbst seit Jahren nicht mehr angezogen hat, für die Zeit ihres Besuchs anbehalten. Sie tanzen und performen zu R.E.M.s „Losing My Religion“, alle drei in muslimischer Kleidung, und nehmen ihre Inszenierung auf. Das Video geht viral.

In der sich daraufhin entfaltenden Geschichte gelingt es der österreichisch-kurdischen Drehbuchautorin und Regisseurin Kurdwin Ayub, das Leben der Protagonistin nuanciert darzustellen. Ist Yesmin so religiös, dass sie wirklich immer ein Kopftuch tragen möchte? Und was wollen ihre Freundinnen ihr überhaupt darüber erzählen, die, als es Fame und kleine Gigs hagelt, sich das Kopftuch für ihre Auftritte aneignen? 

Als ich mit Ayub spreche, ist sie gerade in Jordanien zur Vorbereitung auf den zweiten Teil ihrer Trilogie „Sonne, Mond, Sterne“. Sie castet dort Darsteller*innen. Für „Sonne“ hat sie mit Laiendarsteller*innen gearbeitet. Und, wie schon in ihrer Doku „Paradies, Paradies!“, mit ihren eigenen Eltern, die Yesmins Eltern spielen. Ayubs Eltern sind während des Golfkriegs 1991 aus der autonomen Region Kurdistan geflohen. Über Umwege landeten sie in Wien, wo Ayub aufgewachsen ist. Beide Eltern mussten erneut Medizin studieren, da ihr Studium in Österreich nic…