Von Liv Toerkell

Wer Bia Ferreira schon einmal auf der Bühne gesehen hat, weiß, welche Kraft ihre Stimme birgt. Die brasilianische Künstlerin nutzt Musik als Form des Widerstands gegen Unterdrückung und Gewalt, die LGBTQ- Personen und BIPoC erfahren. Ihre Songs sind zu Hymnen gegen Rassismus, Homo- und Transfeindlichkeit geworden und Bia singt nicht nur, sondern rappt und beatboxt mit einer Wucht, die die Relevanz jeder gespielten Note und jedes gesungenen Wortes spürbar macht. Während seiner Regierungszeit kritisierte sie offen Bolsonaros rechtsextreme Politik, was besonders als queere Schwarze Künstlerin im aktuellen politischen Klima Brasiliens nach wie vor gefährlich ist. Bia Ferreiras Musik ist sowohl explizit politisch als auch implizit, durch den Raum, den sie einnimmt. So auch das neue Album „Faminta“.

© Camila Tuon

Der produzierte Charakter des Albums gibt Bia die Freiheit, sich von den organischen Klängen der akustischen Gitarre zu entfernen, die ihre Live-Shows prägen. „Amor Proprio“ z. B. wird von einem Trap-anmutenden Beat getragen, der ein elektronisch-kaltes Bett für die Spoken-Word-ähnlichen Verse über die Kraft von Selbstliebe schafft. Liebe ist ein zentrales Thema auf „Faminta“. Diese beschreibt Bia Ferreira als Werkzeug für das Überleben in unterdrückenden Systemen. So sind „Dois Dedim“ und der Titeltrack intime Oden an Schwarze lesbische Liebe. „Chama“ ist ein Aufruf zu Solidarität, „Grandola“ ein gelungener Mix aus Akustik und Elektronik. Bia Ferreira macht Liebe, Zärtlichkeit und Information zu ihren Waffen im Kampf gegen Gewalt und Unterdrück…