Reggaeton = Sexismus. So etwa die gängige Vorannahme über ein lateinamerikanisches Genre, dessen Fame in Deutschland so bescheiden ist, dass er gerade reicht, um Daddy Yankees „Gasolina“ und Luis Fonsis „Despacito“ im kollektiven Musikgedächtnis zu platzieren. Beides sind popkulturelle Beispiele für heteronormative Narrative, die erst mal keine queerfeministische Lesart suggerieren.
Bei Bad Bunny ist das anders. Spätestens seit 2020 avanciert der puertoricanische Künstler steten Schrittes zur queeren Ikone: Im Videoclip zu „Yo Perreo Sola“, was frei übersetzt so viel heißt wie „Ich arschwackle allein“, rappt Bad Bunny in Drag über Konsenskultur im Partykontext und gewinnt damit einen

Latin Grammy Award. Ein paar Monate später legt er nach und veröffentlicht einen Remix dazu, in dem er u.a. Ivy Queen featuret, die Mutter des feministischen Reggaeton. Seitdem spielt und bricht der Rapper lustvoll mit (toxischen) Vorstellungen darüber, wie sich Männer verhalten oder wen sie begehren sollten. Mal in Röcken und Kleidern für Magazincover und Modestrecken posierend oder durch eindeutige Statements, mit denen er sich als Ally der LGBTIQ-Community positioniert – von der er dafür ausgiebig gefeiert wird.

Missy Magazine 01/23, Typenparade
© Benito Antonio Martinez Ocasio;
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Trotzdem kursieren in den Sozialen Medien auch Stimmen, die ihm Queerbaiting vorwerfen. Zuletzt 2022 nach seinem Auftrit…