Von Körpern geht immer eine gewisse Paradoxie aus: Sie sind vergeschlechtlicht, rassifiziert, von Normen durchdrungen, sie werden auf bestimmte Weisen gelesen und sind daher zwangsläufig politisch – aber gerade darin steckt auch ihr widerständiges Potenzial. Durch meine Arbeit komme ich mit zahlreichen konträren Positionen und Ideen über Körper in Berührung. Zuletzt hat besonders die Arbeit der kalifornischen Künstlerin Suzanne Lacy, die als Pionierin im Bereich der sozial engagierten Performancekunst gilt, Spuren in meinem Denken hinterlassen.

Dokumentationen ihrer groß angelegten Performances „The Crystal Quilt“ (1985–87) und „Whisper, The Waves, The Wind“ (1983–84) konnte ich kürzlich in Form von Videos und

Fotografien in zwei von mir kuratierten Ausstellungen zeigen. In beiden Arbeiten setzt sich Suzanne mit der gesellschaftlichen Rolle alternder Frauen auseinander. Zwischen der Entstehung dieser Werke und der Gegenwart liegen über dreißig Jahre; Suzanne ist nunmehr keine junge Künstlerin mehr, die sich aus zeitlicher Ferne mit dem Thema beschäftigt. Und auch ich sehe mich mit der Realität meines langsam alternden Körpers konfrontiert. Suzannes Schaffen und der Austausch mit ihr als Person haben dabei viel in mir bewegt. Altern ist besonders für Frauen oft ein schwieriges, nicht gerne besprochenes Thema. Von patriarchal-kapitalistischen Gesellschaften wird uns zumeist die Rolle von Geburtenmaschinen zugeschrieben, auch wenn diese Degradierung heute durch Girl-Boss-Narrative medial kaschiert wird. Nichtsdestotrotz wird unser Dasein an unsere reproduktive Kapazität gekoppelt, ein Narrativ, das Frauen bereits in frühen Jahren der Sozialisierung internalisieren und das sich in ihre Körper einschreibt. …