Von Thị Minh Huyền Nguyễn
Illustration: Seda Demiriz

Wir – Studierende, Künstler*innen, Freiberufler*innen, Lehrer*innen, Aktivist*innen, Unternehmer*innen – treffen uns ein- bis zweimal die Woche zum gemeinsamen Laufen und Trainieren. Wir trainieren für den ersten Fünf-Kilometer-Lauf, für die Halbmarathon- oder Marathon-Distanz oder sogar für Ultra-Marathons. Wir trainieren für unsere mentale Gesundheit, für unsere Community und für eine bessere Zukunft. Unsere Gruppe ist für queere Menschen sowie Menschen mit Migrationsgeschichte, wobei wir auch offen für Allys sind.
Unser Kollektiv, mit dem wir einen Safe Space schaffen wollten, in dem wir uns gesehen und freier fühlen, gibt es seit Februar 2019. In den Jahren zuvor habe ich in den

USA gewohnt und war Teil der Lauf-Community in New York. Obwohl ich diverse Teams bei Wettläufen gesehen habe, wurden die meisten von weißen cis Männern geleitet. 2018 bin ich zurück nach Deutschland gezogen und hier sah es noch trüber aus. Ich beschloss, mein eigenes Team zu gründen. Wie die Afroamerikanerin Shirley Chisholm sagte: „If they don’t give you a seat at the table, bring a folding chair“ – ich verstand: Solange es „unsere“ Tische noch nicht gibt, muss ich meinen eigenen Stuhl mitbringen oder sogar meinen eigenen Tisch bauen. Daher beschloss ich, mich mit Daniel Marin Medina zusammenzutun, den ich in NYC kennengelernt hatte. Schnell fanden wir einen Namen für unser Projekt: Wayv – wie die Welle („wave“), aber mit unserem eigenen Weg („way“) – wurde geboren. Bald feiern wir unser vierjähriges Bestehen und seitdem haben wir international und lokal Einfluss genommen: Wir haben etwa den ersten Antirassismus-Lauf 2020 ins Leben gerufen. Das verdanken wir jeder*m einzel…