Von Gisela Notz

Das ist die erste Strophe des Gedichts „Kleines Solo“, das der Schriftsteller Erich Kästner (1899–1974) im Jahr 1947 verfasst hat. Am 10. Mai 1933 hatte er zusehen müssen, wie seine Bücher von den Nazis auf dem Berliner Opernplatz unter dem Ruf „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat!“ ins Feuer geworfen wurden. Das „Kleine Solo“ war 1933 noch nicht dabei. Aber wahrscheinlich wurde es 1965 den Flammen übergeben, als der evangelische Jugendbund für Entschiedenes Christentum mit Genehmigung des Ordnungsamts in Düsseldorf abermals Werke von ihm verbrannte. Schließlich wollte Kästner aufräumen, mit der familistischen Ideologie, dass die „natürliche“ oder gottgewollte Ordnung von Ehe und Familie die Einsamkeit vertreiben würde. Seine Biografen nahmen ihm das übel: „Kästner konnte sich nicht auf eine Frau

festlegen, zeitweise hatte er vier Verhältnisse gleichzeitig.“ Insgesamt wurden im Frühjahr 1933 deutschlandweit über zweihundert Bücherverbrennungen veranstaltet.

Missy Magazine 01/23, Dossier forever alone, Text: Revolution gegen Einsamkeit, Foto: © Csilla Klenyanszki,
© Csilla Klenyanszki

1933 wurden auch die Werke der Revolutionärin und Schriftstellerin Alexandra Kollontai (1872–1952) in vielen deutschen Städten verbrannt. Sie wandte sich gegen die bürgerlichen Auffassungen von Sexualität und Liebe. Zeitlebens setzte sie sich für die Emanzipation der Frauen als zentrales Element der Revolution ein. Als „Tochter aus gutem Hause“ war sie die „Jüngste, die Überverwöhnte…