Mit einem demonstrativen „No“ platzte die Wahl-Bristolerin Billy Nomates vor zwei Jahren mit ihrem Debüt in die Musikindustrie. Nein zum Alles-Abrasieren, Nein zu Proteinshakes, Nein zu Spiegeln, singt sie auf dem gleichnamigen Song. Nach jahrelangem Abarbeiten in Dead- End-Jobs, um knapp die Miete bezahlen zu können, einer frisch zerbrochenen Beziehung und in einer tiefen Depression steckend, endete sie schließlich auf dem Sofa ihrer Schwester. Und nahm am absoluten Tiefpunkt ihr selbst betiteltes Debüt auf: eigens produziert im improvisierten Studio, provisorisch aufgebaut in der Küche. „Cacti“ knüpft an die Energie dieses Vorgängers an: sich trotz Arbeiter*innenherkunft und prekärsten Bedingungen einen Platz in der Musikindustrie zu erkämpfen. „Der Titel spielt auf das

Spektrum von Emotionen an, wenn es darum geht, wider alle Umstände zu überleben – neben der konstanten Bedrohung einer nahenden Apokalypse. Und am Ende aber trotzdem zuzugeben, dass ich eine Frau in ihren Dreißigern bin, die versucht, Beziehungen zu navigieren, wie alle anderen auch.“ Billy Nomates beherrscht die minimalistische Beat- Produktion in Harmonie mit melancholischen Synthesizern. Die Post-Punk-Ästhetik und der Sprechgesang ihres Debüts machen mit ihrer Brachialität gleichzeitig Platz für weichere Sounds. „Es ist ein Album, das sich ziemlich schnell durch eine Vielzahl an Emotionen bewegt.“ Schon auf dem Opener verkündet sie: „The balance is gone.“ Vom Alternative Rock der Achtziger inspiriert, bis hin zu Folk und Americana – und sogar einen Walzer flicht Billy Nomates auf „Cacti“ ein. Neben Lifecoach-Kultur und wirkungslosen Meditationen gegen individuelle und kollektive Depressionen schlägt sie sich inhaltlich mit den Begleiterscheinungen der vergangenen Krisenjahre h…