Die österreichische Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat einen neuen Text geschrieben, als Buch eben im Rowohlt Verlag erschienen, als Theaterstück wird er seine Uraufführung im Dezember 2022 am Deutschen Theater Berlin erleben. Als „Lebensbilanz“ bewirbt der Verlag das Werk, „ihr bisher persönlichster Theatertext“, schreibt auch das Deutsche Theater Berlin. Umso irritierender ist es, dass der Text seinen Ausgang in einem Steuerermittlungsverfahren nimmt. Einem solchen nämlich wurde Jelinek von bayerischen Steuerbehörden unterzogen – der unbegründete Verdacht war, dass die

Schriftstellerin, die sowohl in Österreich als auch in Deutschland lebt, auch in Deutschland Steuern zahlen müsse.

Missy Magazine 01/23, Literaturaufmacher
© Karin Rocholl

Das Verfahren wurde eingestellt, aber es veranlasste Jelinek, diesen teilweise unerwartet lustigen, aber auch etwas rätselhaften monologartigen Text zu schreiben, in dem es um ziemlich viel geht. Um Steuern, um Schuld, um österreichische Korruptionsskandale aller Art, um ehemalige Finanzminister, um steuerhinterziehende Schriftsteller und Fußballer, um Tiroler Skitourismus, um Rechtspopulismus, um Cum-Ex-Skandale, um Offshore-Geschäfte. Aber auch um die Covid-19-Pandemie. Und vor allem um die Geschichte der jüdische…