Von sexi_maus_666

Am Anfang meiner Auseinandersetzung mit Feminismus beschäftigte ich mich intensiv mit „sluts“. Slutwalks waren noch nicht so lange her, #MeToo war aktuell, und alle lasen gerade Silvia Federici. Sluts waren cool, sie waren irgendwie antikapitalistisch, und slutty sein, dachte ich etwas naiv, könnte die Befreiung aus dem Patriarchat schlechthin sein.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nie eine Frau gebumst. Das kam für mich einer Katastrophe gleich, ich war ja immerhin bisexuell, auch wenn ich kurz zuvor einige Jahre lang in einer heterosexuellen Beziehung „gefangen“ gewesen war. Ich hatte doch schon mit 13 Rihanna heiß gefunden, bevor ich checkte, was an Jungs toll sein soll, und auf Tanzflächen und in meinem Bett Freundinnen geküsst. Aber ich hatte nicht genug Zeit gehabt, mich zu trauen, den Sex zu haben, von dem ich träumte, bevor ich in diese Beziehung rutschte.

Manchmal wünschte ich mir, mein Freund würde zu den Männern gehören, für die „Frauen nicht als fremdgehen zählen“, aber das taten sie. Er versuchte mich zu trösten. Nach Jahren des inneren Hin und Hers zog ich fluchtartig aus unserer Wohnung aus, die eigentlich meine gewesen war, ließ mei- ne Sachen dort, verreiste allein, lud Tinder runter: „Willkommen in meiner slutty bisexual Ära“, würde ich gerne an dieser Stelle schreiben. Es dauerte nach der Trennung jedoch noch eine Weile, bis ich auf lesbische Dates ging, und ich war 27, als ich endlich nackt neben einer Frau lag. Es war unser erstes Date, wir verstanden uns gut und waren betrunken, und ich erzählte weder ihr noch meinen Freund*innen, dass es mein erstes Mal war. Die Zweifel, wegen derer ich dieses Event aufgeschoben hatte, kamen mir jetzt albern vor: „Was, wenn ich nicht lecken kann?“, „Was, wenn ich feststelle, dass ich gar nicht auf Frauen stehe?“ oder, noch viel inschneidender: „Was, wenn ich feststelle, dass ich NUR auf Frauen st…