Als ich am Galle-Face-Strand mein Smartphone aus der Tasche krame, warnt mich ein Passant im Vorbeigehen. Das sei hier eine High-Security-Zone, Fotos seien nicht erlaubt. Während hier noch vor wenigen Monaten Massenproteste tobten, ist von revolutionärer Stimmung nichts mehr zu spüren. Um mich herum patrouillieren Soldat*innen mit Kalaschnikows. Der Anblick kommt mir bekannt vor. In den seit Kriegsende 2009 militarisierten Tamil*innengebieten ist das normal, nicht aber in der Hauptstadt Colombo. Währenddessen fehlt von den Demonstrationen, die letztes Jahr den ehemaligen Präsidenten Gotabaya Rajapaksa in die Flucht trieben, jede Spur.

Rasante Inflation, tägliche Stromausfälle, medizinische Engpässe, unzumutbare Lebens- mittelpreise, kein Gas, Treibstoff nur noch auf dem Schwarzmarkt: Der Staatsbankrott traf die Menschen in Sri Lanka 2022 hart. Inmitten der Krise tauchten Anfang letzten Jahres die ersten Anzeichen von Protest auf – aus Dutzenden wurden Hunderte, Tausende und Zehntausende. Unter internationalen Schlagzeilen hatte die Bewegung, die sich aragalaya („Kampf“) nannte und mit dem Hashtag #GotaGoHome bekannt wurde, tatsächlich ihr Ziel in wenigen Monaten erreicht: Am 14. Juli 2022 trat der damalige Präsident Rajapaksa vom Amt zurück.

Mittlerweile sind die Protestcamps verschwunden, doch die Krise ist geblieben. Aber was genau hat sich da abgespielt? Und wie ist die Lage seither? „Es war eine wirklich besondere Stimmung in der Luft“, erinnert sich die feministische Aktivistin Shreen Saroor. Während sie uns einen Schwarztee…