Lieblingsstreberin: Dory Sief

Als Dory Sief (gespielt von Alia Shawkat) zufällig die Vermisstenanzeige ihrer ehemaligen Kommilitonin Chantal Witherbottom entdeckt, hätte das Timing nicht besser sein können: Unzufrieden in ihrer Beziehung mit ihrem Freund Drew (John Reynolds) und orientierungslos auf der Suche nach einem richtigen Job fehlt es ihr an einer Aufgabe im Leben. Als sie beim Brunch Drew sowie ihren Freund*innen Portia (Meredith Hagner) und Elliott (John Early) von dem Aushang erzählt, kann keine*r nachvollziehen, warum es Dory so wichtig ist, die unsympathische Chantal ausfindig zu machen. Schließlich war niemand von ihnen mit ihr auf dem College befreundet. Doch Dory lässt die Sache nicht los. Sie ist sich sicher, Chantal in einem Chinarestaurant gesehen zu haben – auf der Flucht und womöglich in Gefahr –, und will dem Ganzen auf den Grund gehen. Dorys Obsession mit der Mission ist für ihre Clique, eine unangenehme Karikatur selbstzentrierter Millennial-Hipster aus Brooklyn, irgendwie seltsam. Doch als gute und langjährige Freund*innen erkennen sie, dass Dory sich lange nicht mehr so sehr für etwas interessiert hat, also lassen sie sich auf das Suchkommando ein.

Die düstere Comedy-Thriller-Serie begleitet Dory auf der Reise ins Ungewisse in die dubiosesten Ecken New Yorks und über die Stadtgrenzen hinaus. Die Spuren führen in unheimliche Gefilde, in die sie sich furchtlos, neugierig und ohne zu zögern begibt – manchmal ein bisschen zu voreilig.

Die Freund*innen machen sich Sorgen um sie, schließlich wird die Reise immer absurder und illegaler. Trotzdem schafft Dory es, alle – inklusive der Zuschauer*innen – in diesen Sog hineinzuziehen. Die Motivation ist schließlich nicht verkehrt: Sie will doch einfach nur helfen und einmal in ihrem Leben die Heldin der Geschichte sein. Dabei hievt sie sich staffelweise immer mehr in die Rolle des Bösewichts: Vom zweifachen Mord über eine unerwartete Wen- dung nach einem Beinahetod bis zur Gründung einer Sekte gibt es wenig in Dorys psychotischer Abwärtsspirale, das ihr nicht gelingt.

Alle vier Staffeln von „Search Party“ (HBO) laufen auf Sky.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 02/23.