Von Merle Groneweg

Jakob und David, ein Paar, haben ein Kind. Das Kind ist bald zwei Jahre alt, ziemlich süß und verbringt eine Hälfte der Woche im fernen Westberlin, die andere bei uns im Osten.

Ich wohne mit Jakob, David und dem Kind zusammen, getreu der lesbischen Weisheit: lieber kein eigenes Kind kriegen, aber Kinder im Leben haben. In unserer Wohnung gibt es inzwischen ein Bällebad, ein Klettergerüst, das ein oder andere Stofftier und viele Bücher. Irgendjemand hat immer Lust, vorzulesen und zu spielen. Manchmal bin ich das, meistens meine Mitbewohnis – die einzigen Eltern, die ich kenne, die nicht ständig völlig übermüdet sind. Das liegt allerdings weniger an meinen Vorlesekünsten und viel mehr daran, dass sie das Kind gemeinsam mit zwei weiteren Eltern großziehen. Die beiden anderen sind kein Paar, sondern zwei lang jährige Freundinnen, die ebenfalls in einer WG leben. Vier Eltern also und damit ein wahnsinniger Reichtum an Liebe, Zeit und Aufmerksamkeit. Mit den Nächten lässt es sich ebenso gut abwechseln wie mit den Wegen zur Kita, und entsprechend bleiben viel Kraft und Geduld für alles andere.