Interview: Sonja Eismann

Du hast bereits zwei Preise beim prestigereichen Comicfestival im französischen Angoulême gewonnen. War es schon immer dein Ziel, einmal dort zu landen?
Niemand aus meinem Umfeld war jemals Teil der Kunstwelt. Ich komme aus der brasilianischen Arbeiter*innenklasse, in der „Kunst“ einfach kein Beruf war. Ich habe keine universitäre Ausbildung als Künstler. Trotzdem war ich schon immer an Comics interessiert. Die Strips, die in den 1970ern in brasilianischen Zeitungen veröffentlicht wurden, haben mich geprägt.

© Luciana de Oliveira

Wenn es um die Darstellung von Gangs und Drogengeschäften geht, fokussieren sich die meisten Storys auf männliche Perspektiven. Warum hast du es anders gemacht?
Mich interessiert, was an menschlicher Essenz übrig bleibt, wenn wir alles Erlernte wie Genderrollen oder soziale Zielsetzungen weglassen. Themen wie Kriminalität werden allgemein einem „männlichen“ Universum zugeordnet. Doch als ich mein thematisches Spektrum ausgeweitet habe, hat sich für mich die Grenze zwischen männlich und weiblich allmählich aufgelöst.

Deine Farbpalette ist sehr knallig, Hautfarben etwa sind Türkis und Lila. Was steckt hinter diesem visuellen Konzept?
In meinen Werken stehen meistens M…