Von Josephine Papke

Als ich 14 Jahre alt war, trug ich enorm gerne bunte Kleidung. An meiner damaligen Schule verwiesen einige Leute auf mich als „die mit den bunten Klamotten“. Das erzeugte bei mir ein deutliches Unwohlsein. Als ich später mit Schüchternheit und Selbstzweifeln kämpfte, wandte ich mich hauptsächlich der Farbe Schwarz zu. Erst, nachdem mein

Selbstbewusstsein wieder gewachsen war, kehrte ich zu bunten Klamotten zurück.
Nun bedeuten bunte Klamotten keinesfalls per se ein erhöhtes Selbstbewusstsein und schlichte Farben Unsicherheit. Doch es braucht eine gewisse Art von Mut, sich – speziell in Deutschland – der Dominanz der schlichten Ästhetik zu entziehen. Tut man das, stößt man auf viele hochgezogene Augenbrauen und un- erwünschte Reaktionen. Oft denke ich dann: Ich bin Schwarz und trage Afro, ich werde hier ohnehin ständig geothert. Aber wäre es nicht für mehr Menschen eine gute Strategie, insbe- sondere im düsteren, grauen, tristen Winter Deutschlands, genau dieser Dunkelheit mit Farbenpracht entgegenzuwirken? Stattdessen machen viele der weißen Deutschen das, was sie am besten können: sich anpassen. Wer mit knalligen Farben in die Bahn steigt, wird mit strengen, verdutzten Blicken gestraft, ähnlich wie die Person, die in öffentlichen Verkehrsmitteln angeblich zu laut redet oder lacht. Beige und Grau werden zum Äquivalent vom deu…