Von Franzis Kabisch

Abtreibungen und Sprache stehen nicht immer in einem leichten Verhältnis zueinander. Wie ist es möglich, inmitten von Tabuisierung über dieses Thema zu sprechen oder zu schreiben?

Welche Worte wollen wir verwenden, welche wieder aneignen? Und welche Geschichten imaginieren? Der Sammelband „Glückwunsch“ widmet sich diesen Fragen und nimmt schon durch die Titelgebung eine neue Setzung des sprachlich Gewohnten vor. Der üblicherweise an eine schwangere Person gerichtete Glückwunsch wird hier denen, die ihre Schwangerschaft abbrechen, ausgesprochen. „Herzlichen Glückwunsch“ sagt bspw. die Vertreterin Romy in Yael Inokais Geschichte „Die Vertreterin“ zu einer Kundin nach dem Abbruch mithilfe der fiktiven Absaugemaschi- ne SAZ („Sicher abtreiben zu Hause“). „Glückwunsch, Sie sind nicht mehr schwanger“, freut sich auch die Anästhesistin in Stefanie de Velascos Erzählung für die Figur Charlie. Und Mama Baya aus Emilia Roigs Beitrag wünscht der ungewollt schwangeren Kounaté, dass sie das feiere, was durch den Abbruch entstehen kann: „Schätze das, was aus dieser Leere gebo- ren werden kann, meine Kleine.“ Die insgesamt 15 Erzählungen zeichnen ein sehr vielfältiges Bild…