Von Josephine Papke

Viele queere Menschen kennen den Schmerz: Man klickt auf ein Video, weil es queeren Inhalt verspricht, und muss feststel- len, dass die eigene sexuelle Identität wie ein Stück Käse genutzt wurde, das einen wie eine Maus in die Falle des Kapitalismus gelockt hat. Das passiert in den Sozialen Medien ständig, bspw. wenn heterosexuelle Frauen Bilder posten, auf denen sie eine ebenfalls heterosexuelle Freundin auf den Mund küssen. Dabei spielen sie mit queerer Ästhetik, um mehr Likes zu bekommen. Das Ganze wird noch schlimmer, wenn Celebritys mit riesigen Plattformen Queerbaiting betreiben.

Der Begriff Queerbaiting kommt aus der Popkultur und beschreibt eine Marketingstrategie,

bei der angedeutet wird, dass Film- und Serienfiguren eventuell nicht heterosexuell sind. Die Queerness dieser Charaktere wird darüber hinaus allerdings nicht bestätigt oder weiter thematisiert. Auch berühmte Einzelpersonen, vor allem Künstler*innen, werden immer öfter für Queerbaiting kritisiert. Sie bleiben dabei sehr vage und nutzen die Spekulationen über ihre Sexualität vor allem, um ein queeres Publikum zu erreichen und ihr Schaffen bei diesem zu vermarkten. Der britische Sänger Harry Styles gehört zu den Stars, die am meisten mit dieser Kritik konfrontiert sind. Er spricht öffentlich nicht über seine Sexualität, wird aber gleichzeitig dafür gelobt, z. B. queer codierte Kleidung zu tragen oder die Regenbogenflagge hochzuhalten.

Kritik an Queerbaiting wird öffentlich immer präsenter. Es sei opportunistisch, wenn heterosexuelle Menschen ihre eigene Ästhe- tik dann und wann mit queeren A…