Von Linus Misera
In Netflix’ momentaner Krisenform stellt der immense Quotenerfolg „Wednesday“ keinen Bruch, sondern eine Verschärfung dar. Die Produktion des Autorenduos Alfred Gough und Miles Millar unter Hauptregie von Tim Burton hält sich im Windschatten der popkulturellen Umstände und profitiert gleichzeitig vom Leerstand im teenagerorientierten Goth-Entertainment.
Gough und Millar sind Veteranen der nostalgiebewussten Markenarbeit, Tim Burton quasi der Erfinder des kommerziellen Missverstandenseins – im Ergebnis ist beides spürbar. Die Serie verfrachtet eine 15-jährige Wednesday Addams, brillant gespielt von Jenna Ortega, an die magische Privatschule Nevermore. Inmitten von Werwölfen, Vampiren, Sirenen und anderweitig übernatürlich begabten Jugendlichen muss sie hier die sozialen Komplexitäten des Schulalltags bewältigen, die Beziehung zu ihrer Familie überdenken und nebenher eine Verschwörung aufdecken, die ihr Leben bedroht. Was sich schon als Verschnitt bekannter Fantasy- Genre-Motive ankündigt, fällt rasch in die Muster herkömmlicher Highschool-Geschichten zurück und bewahrt sich lediglich die Glasur des Unorthodoxen. Besonders zu leiden hat darunter die Zeichnung der Hauptfigur selbst. Wednesday, die ewige und davon völlig erfüllte Außenseiterin, erlebt hier eine Problematisierung ihrer Eigenschaften. Während die „Addams Family“-Filme der 1990er-J…