Wir denken an die Opfer, die von der Nazigruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) erschossen wurden. Ihre Namen sind:

Süleyman Taşköprü (✝ 27. Juni 2001)
Habil Kiliç (✝ 29. August 2001)
Mehmet Turgut (✝ 25. Februar 2004)
İsmail Yaşar (
✝ 9. Juni 2005)
Theodoros Boulgarides (
✝ 15. Juni 2005)
Mehmet Kubaşık (
✝ 4. April 2006)
Halit Yozgat (
✝ 6. April 2006)
Michèle Kiesewetter (
✝ 25. April 2007)

© Von Henning Schlottmann (User:H-stt) – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7103177

Die rechtsextremistische Vereinigung ermordete in einem Zeitraum von 2000 bis 2007 mindestens zehn Gewerbetreibende türkischer, kurdischer und griechischer Herkunft aus rassistischen Motiven. Ihr Umfeld wird auf 100 bis 200 Personen geschätzt, darunter werden zahlreiche V–Personen und Funktionäre rechtsextremer Parteien gezählt. 2018 wurden jedoch lediglich die Hauptangeklagte Beate Zschäpe und vier Mitangeklagte im sogenannten NSU-Prozess schuldig gesprochen.

Wie konnten zehn Morde, drei Sprengstoffanschläge und 15 Banküberfälle geplant werden?

Über Jahre ging weder Polizei noch Staatsanwaltschaft den rechtsextremen Motiven nach, sondern konzentrierten sich auf die Familienmitglieder der Opfer, die von Medien und Sicherheitsbehörden Tag für Tag stigmatisiert und (re)traumatisiert wurden. Obwohl die Spuren der rechtsterroristischen Gruppe nachzuverfolgen waren, wurde der NSU erst im November 2011 enttarnt.

Die Morde hätten verhindert werden können. Die Täter*innen waren seit den 1990er–Jahren in der Neonazi–Szene Thüringens aktiv und konnten über Jahre ungestört ihre rassistischen Verbrechen planen. Die Sicherheitsbehörden waren nicht fähig, die Verbindungen der Morde, der Banküberfälle und anderer Gewaltverbrechen, die von dem NSU begangen wurden, zu erkennen. Und auch nachdem die NSU-Morde aufhörten, weil die Täter*innen sich stellten bzw. Suizid begangen hatten, gab es keine lückenlose Aufklärung der Serienmorde. Stattdessen beschloss der hessische Verfassungsschutz die Akten zum Fall teilweise zu verbrennen und 120 Jahre unter Verschluss zu halten. Wie kann das sein?

Von Rostock–Lichtenhagen bis Solingen, Celle bis Hanau: Wir vergessen nicht! Rassistische Morde müssen schonungslos aufgeklärt werden! Behörden müssen entnazifiziert und staatliche Institutionen müssen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, die das Leben von rassifizierten Menschen endlich schützen!

 

18.12.1998 +++ Raubüberfall auf einen Edeka-Laden in Chemnitz
06.10.1999 +++ Raubüberfall auf eine Postfiliale in Chemnitz
27.10.1999 +++ Raubüberfall auf eine Postfiliale in Chemnitz
09.09.2000 +++ Anschlag auf Enver Şimşek in Nürnberg
11.09.2000 +++ Enver Şimşek stirbt in Folge seiner Verletzungen
30.11.2000 +++ Raubüberfall auf eine Postfiliale in Chemnitz
19.01.2001 +++ Bombendetonation in einem deutsch-iranischen Geschäft in Köln
13.06.2001 +++ Ermordung von Abdurrahim Özüdoğru in Nürnberg
27.06.2001 +++ Ermordung von Süleyman Taşköprü in Hamburg
29.08.2001 +++ Ermordung von Habil Kılıç in München
25.09.2002 +++ Raubüberfall auf eine Sparkasse in Zwickau
23.09.2003 +++ Raubüberfall auf eine Sparkasse in Chemnitz
25.02.2004 +++ Ermordung von Mehmet Turgut in Rostock
14.05.2004 +++ Raubüberfall auf eine Sparkasse in Chemnitz
18.05.2004 +++ Raubüberfall auf eine Sparkasse in Chemnitz
09.06.2004 +++ Nagelbombenanschlag in der Keupstraße in Köln mit mehr als zwanzig zum Teil lebensgefährlich Verletzten
09.06.2005 +++ Ermordung von İsmail Yaşar in Nürnberg
15.06.2005 +++ Ermordung von Theodoros Boulgarides in München
22.11.2005 +++ Versuchter Raubüberfall auf eine Sparkasse in Chemnitz
04.04.2006 +++ Ermordung von Mehmet Kubaşık in Dortmund
06.04.2006 +++ Ermordung von Halit Yozgat in Kassel
05.10.2006 +++ Versuchter Raubüberfall auf eine Sparkasse in Zwickau
07.11.2006 +++ Versuchter Raubüberfall auf eine Sparkasse in Stralsund
18.01.2007 +++ Raubüberfall auf eine Sparkasse in Stralsund
25.04.2007 +++ Ermordung der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn, ihr Kollege Martin A. wird lebensgefährlich verletzt
07.09.2011 +++ Raubüberfall auf eine Sparkasse in Arnstadt
04.11.2011 +++ Raubüberfall auf eine Sparkasse in Eisenach

Quellen:

  • Aust, Stefan / Laabs, Dirk (2014): Heimatschutz. Der Staat und die Mordserie des NSU
  • Fuchs, Christian / Goetz, John (2012): Die Zelle – Rechter Terror in Deutschland
  • Mair, Birgit (Hrsg, 2015): Wanderausstellung – Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen
  • Hajo Funke (2015): Staatsaffäre NSU

Mehr Informationen über den NSU-Komplex findest du hier:

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