Heute, am 30. März denken wir an trans und Latinx Aktivistin Lorena Borjas, die vor drei Jahren (2020) an einer Infektion mit Covid-19 verstarb. Mit ihr verloren viele queere Aktivist*innen ein wichtiges Vorbild. Denn Borjas hat ihr Leben lang für die Rechte marginalisierter Menschen gekämpft: Für trans Frauen, Geflüchtete ohne Aufenthaltsberechtigung, Sexarbeitende und Betroffene von HIV oder AIDS.

1960 in Veracruz, Mexiko, geboren, ist Borjas bereits im Alter von 17 Jahren nach Mexiko-Stadt geflohen. Dort lebte sie in prekären Bedingungen auf der Straße. Um an eine Hormontherapie zu gelangen, wanderte sie mit 20 Jahren in die Vereinigten Staaten, nach New York, aus. Ihr Apartment teilte sie sich mit 20 weiteren Sexarbeiter*innen. Erst zehn Jahre nach ihrer Ankunft in den USA erlangte sie 1990 einen legalen Aufenthaltsstatus. Doch ihr Bleiberecht schützte Borjas nicht vor transfeindlicher Gewalt, die auch von den staatlichen Behörden mitgetragen wurde: 1990 wurde sie aufgrund eines vermeintlichen Verdachts auf Prostitution und Menschenhandel verhaftet. Erst 27 Jahre später wurde sie von den Vorwürfen freigesprochen. Das ist umso ungerechter, da Borjas selbst Überlebende von Menschenhandel war.

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Borjas hinterlässt vor allem für Latina trans Frauen eine Community, an deren Aufbau sie über 30 Jahre maßgeblich beteiligt war: Sie organisierte erste Märsche für trans Frauen in Queens und verhalf ihren trans Schwestern, die Sexarbeit leisteten, mit HIV-Tests. Für transitionierende Frauen war sie am Aufbau von Netzwerken für die Versorgung mit Östrogeninjektionen beteiligt. Später errichtete sie auch Fonds, um die Kaution für die Freilassung von Menschen aufzubringen, die wegen Sexarbeit verhaftet worden waren. Ihr Aktivismus macht vor allem eines deutlich: Prekarisierte und marginalisierte Menschen können sich für ihre eigene Gesundheitsversorgung nicht auf öffentliche Behörden im Kapitalismus verlassen.

Was können wir von Lorena Borjas und ihrem Leben lernen? Gerade Mehrfachdiskriminierungen bestimmen die Lebensrealität, von der insbesondere trans Frauen of Colour betroffen sind. Ihre Lebensumstände, ihr psychisches und physisches Wohlergehen, sind auch eine Klassenfrage: Illegalisierungen durch staatliche Behörden sind nicht willkürlich. Sie treffen rassifizierte Menschen ohne Bleiberecht oder in der Sexarbeit am stärksten. Ein feministischer Kampf muss ein Befreiungskampf für alle und nicht nur für weiße Cisters sein.