Von Sophie Boche

Während ich dieses Album geschrieben habe, habe ich mich gleichzeitig an die Arbeit gemacht, mehr zu der Person zu werden, die ich wirklich sein will“, erklärt Miya Folick, wie sie in ihren Dreißigern eine zweite Welle von Wachstumsschmerzen erlebte. „Aber dieser Weg ist nicht linear, es gibt noch immer Momente, in denen ich mich enttäusche und wütend auf mich bin.“ Noch auf der Tour ihres ersten Albums „Premonitions“ fasste die Singer-Songwriterin aus L.A. den Entschluss, sich nicht mehr hinter ihren Texten zu verstecken: „Ich schrieb aus einer Angst heraus; ich wollte mich nicht direkt anschauen und habe deshalb lyrische Obskuritäten produziert. Meine Unsicherheiten habe ich mit

Missy Magazine 03/23, Sonderausgabe, Musikaufmacher
© Johnny Marlow

Poesie maskiert.“ Während der Arbeiten an ihrem zweiten Album „Roach“ durchlief Folick mehrere folgenreiche Ereignisse ihres Lebens: Sie ging durch eine Trennung, musste den Tod ihres Vaters erleben und beschloss, Exzessen und damit auch ihrem Drogenkonsum ein Ende zu setzen. Die Spannweite zwischen persönlichen Misserfolgen und neu gefundenem Empowerment, die sie dabei auf der Platte erzählt, ist groß: vom scheinbar absoluten Tiefpunkt auf „Nothing To See“ – sich maßlos zu verbiegen für eine Person, die zwar ihre Liebe beteuert, dabei aber noch nicht einmal Miya Folicks Namen korrekt aussprechen kann („I never corrected you, ’cause I didn’t wanna push you away“) – bis zu…