Illustration: Carmen Reina

Berlin, Festsaal Kreuzberg am Kotti, 13.12.2008: Das ://about blank Kollektiv richtet die Release-Party für die erste Ausgabe des Missy Magazine aus. Es soll sehr gut gewesen sein. Sechs Monate später entern die Kollektivistas eine Kindergartenruine am Markgrafendamm, mit der zweiten Missy-Ausgabe im Rucksack.

Inspiriert vom hedonistischen Moment der wilden Raves und der temporären Orte des halblegalen Feierns, die in dieser Zeit in selbstbestimmter Aneignung öffentlicher Räume geschaffen werden, soll hier eine Schnittstelle zwischen Techno-Subkultur und emanzipatorischer

Politik entstehen. Hunderte Plena, unzählige Partys und Dutzende Krisen später steht das Blank fest am Ostkreuz. Antifa, Feminismus, Einheitslohn und solidarische Ökonomie sind die Grundsäulen des kollektiven Selbstverständnisses. Gemeinsam haben Kollektiv und Crew, Veranstalter*innen und Gäst*innen in den vergangenen 13 Jahren einen Ort geschaffen, an dem sich experimentelle Anordnungen des solidarischen Feierns und Arbeitens entfalten können. Das Ziel: jeden Abend einen Raum zu öffnen, in dem jeder ein Höchstmaß an Hedonismus und Selbstentfaltung genießen kann, ohne Grenzen anderer zu überschreiten. Was das konkret bedeutet: queere sexuelle Bedürfnisse ausleben ohne missachtende Blicke, Anfeindungen oder Angriffe. Oben ohne tanzen ohne Angst, angestarrt oder gar gegen den eigenen Willen angefasst zu werden. Gerade noch mit Unbekannten eng umschlungen, kurz darauf lieber mit Freund*innen oder allein weiterfeiern – und sich dafür nicht rechtfertigen. Wenn alles gut läuft, wird dieses Ziel …