Von Yezenia Leon Mezu
Illustration: Zora Asse

Ja, ich verzichte auf Sex. Das ist kein revolutionärer Akt sexueller Befreiung. Vielmehr ist es eine rationale und bewusste Entscheidung, die einer langen Auseinandersetzung mit meinem Körper als Fette*r Schwarze*r Femme zugrunde liegt. Ich könnte auch sagen, dass ich der Frage nachgehe, wie ich Begehren und (Un-) Lust für mich ganz alleine frame. Was passiert mit meinem Körper und Empfinden, wenn Berührung, Anziehung und (Un-)Lust von an mir haftenden Projektionen losgelöst werden? Als ich meinen Freund*innen

erzählte, dass ich zwar daten will, aber gerade keinen Sex habe, war der erste Kommentar: „Warum machst du dir das Leben bewusst kompliziert? Wir alle wissen, dass auch queeres Dating nicht losgelöst ist von den desire_ability politics, in denen Schwarzsein und Fettsein abgewertet werden. Warum also auf die ohnehin schon wenige Lust verzichten?“

Missy Magazine 03/23, Sonderausgabe, Sexkolumne
© Zora Asse

Als Fette Person aufzuwachsen bedeutet, von Anfang an gespiegelt bekommen zu haben, dass ich mir Nähe und Zuneigung verdienen muss, dass ich ohnehin schon physisch viel Raum einnehme und mein Verlangen „zu viel“ ist. Mein Schwarzer Körper galt ebenso wenig als attraktiv. Ich hatte schnell verstanden, dass ich unvergesslich, vielleicht sogar unverzichtbar sein musste, um die vermeintlichen Defi…