Von Mascha Linke
Foto: Sander Salkunic

Mit Gelnägeln, viel Make-up und laut klackernden Stöckelschuhen laufe ich durch Berlin-Mitte. Ich bin gerne etwas drüber in meinem Femme-Sein. Doch was für manche nach einem Outfit für einen netten Mädelsabend aussieht, ist für mich die Kleidung für die ersten Sitzungen bei meiner Therapeutin. Damit sie ja nicht auf die Idee kommt, mein Gender anzuzweifeln. Willkommen beim Begutachtungsmarathon für geschlechtsangleichende Maßnahmen.

In Situationen, in denen ich die Neue bin, achte ich immer darauf, sehr weiblich aufzutreten – insbesondere dann, wenn ich die Quotentrans-Femme unter cis Menschen bin. Natürlich hat ein Stück Stoff an sich kein Geschlecht. Doch gerade bei trans Personen,

denen selten die Deutungshoheit über ihre Körper zugestanden wird, können Fashion und Mode wichtige Mittel für den Geschlechtsausdruck sein.

Als ich während der Corona-Pandemie als trans Baby die Welt erblickte, schlug dieser Geschlechtsausdruck ins Extreme. Mein Kleiderschrank brauchte einen Reset. Nächte auf der Secondhand-Kleiderplattform Vinted voller Adrenalin ersetzten meine sonstigen Clubbesuche. Aussortierte Kleidung und Make-up von Mitfemmes trugen mich durch meine beginnende Transition. Ich entdeckte neue Euphorie in Dingen, die ich mich jahrelang nicht getraut hatte, und Gemeinsamkeiten mit Menschen, die ich vorher beneidete. Während ich mir neue Teile an meinen sich verändernden Körper hielt, dachte ich oft an die Worte meiner trans Schwester Andrea Long Chu, die in ihrem Text „On Liking Women“ aufzählte, warum trans Frauen tatsächlich transitionieren würden: nicht nur wegen ihrer Identität als Frau, sondern auch für den Gossip und die Komplimente, für das Make-up, Bikinioberteile und Kleider.…