Interview: Hengameh Yaghoobifarah
Foto: Amelie Amei Kahn-Ackermann

Missy Magazine 03/23, Sonderausgabe, Styleneid
© Amelie Amei Kahn-Ackermann

Du verzichtest auf Markenkleidung. Was bedeutet das konkret?
Wenn ich Kleidung einkaufe, dann suche ich nicht nach bestimmten Marken. Vielmehr: Ich kaufe explizit keine Markenkleidung, da diese für mich mit zu hohen Kosten verbunden ist. Ich bin mit begrenzten finanziellen Mitteln aufgewachsen. Irgendwie habe ich bis heute für mich internalisiert, dass es „wichtigere Dinge“ gibt als Kleidung, die mit Prestige in Verbindung gebracht wird. Ich kann es aber nachvollziehen, wenn man sich jetzt endlich die Kleidung kaufen möchte, für die es früher nicht genug Geld gab.

Fühlt sich das nach einem Verzicht an oder interessieren dich Marken nicht mehr?
Wenn es ums Finanzielle geht, dann ist es definitiv ein Verzicht. Ich finde Markenkleidung schön, klar, aber ich interessiere mich allgemein zu wenig für Fashion, als dass ich finanzielle Herausforderungen in Kauf nehmen würde.

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Welche Priorität hat Mode generell in deinem Leben?
Es ist mir schon wichtig, dass ich mich wohlfühle, das ist natürlich tagesformabhängig. Wohlfühlen kann bedeuten, ich will im Jogginganzug chillen, oder auch, ich will mich hot fühlen. Ich „arbeite“ dann einfach mit den Klamotten, die mein Kleiderschrank so hergibt, und versuche durch schönen Schmuck oder ein auffälliges Make-up das Outfit abzurunden.

Wofür gibst du dein Geld stattdessen aus?
Ich koche sehr gerne und lade oft Freund*innen ein. Es gibt für jeden Anlass das passende Geschirr, die passende Schüssel, den richtigen Löffel. Meine Küchenschränke quellen über vor bunten Schalen und süßen Tellerchen, wo z.B. nur ein Stück Baklava draufpasst. Würde ich dafür weniger Geld ausgeben, dann hätte ich bestimmt auch mehr für einen Hundert-Euro-Pulli, aber der gibt mir nicht so viel Freude wie das Baklava-Tellerchen vom Flohmarkt.

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Dieser Text erschien zuerst in Missy 03/23.