Wann er „es“ gewusst habe, diese Frage bekommt Elliot Page öfter gestellt. Die Wahrheit ist: schon immer, schon als Vierjähriger, auch wenn er lange brauchte, um die richtigen Worte dafür zu finden. Erst um seinen 30. Geburtstag herum nimmt Page das Wort trans erstmals in den Mund, bis zur endgültigen Erkenntnis und dem öffentlichen Coming-out vergehen weitere Jahre. In seinem Memoir „Pageboy“ zeichnet der Schauspieler („Juno“, „The Umbrella Academy“) seinen langen und holprigen Weg nach.

Dieser Weg beginnt als Kind in Nova ­Scotia, Kanada, bis Page mehr zufällig nach Hollywood katapultiert wird. Er führt von einer schwierigen Kindheit in eine toxische Filmbranche – ein Weg mit viel Verliebtheit und Herzschmerz, aber auch mit dem Support von

Freund*innen. Vor allem aber ist er auch ein Teufelskreis aus Verdrängung: Die nächste Rolle annehmen, einen noch engeren Sport-BH kaufen, sich selbst „Reiß dich zusammen“ und „Ich muss einfach lernen, mich in meinem Körper wohlzufühlen“ sagen – bis es irgendwann nicht mehr geht, bis Page es endlich schafft, sich selbst einzugestehen, dass er trans ist.

Was in „Pageboy“ leider zu kurz kommt, ist die Reflexion über sein Privileg, nicht von dem maroden Gesundheitssystem in den USA abhängig zu sein, sondern das Geld für die Mastektomie in einer Privatklinik einfach auf den Tisch legen zu können. Allerdings gehört zu der Wahrheit auch: Promi zu sein ist in dem Fall ebenso ein Nachteil, immerhin stand Page bei seinen beiden Coming-outs (2014 als queer, 2021 als trans) im Fokus der Öffentlichkeit, Boulevardmedien und User*innen im Internet stürzten sich gleichermaßen auf ihn.

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