Stein für Stein
Von
Illustration: Lulu Lin
Die Gezi-Proteste, die vor zehn Jahren das ganze Land erfassten, haben auch die feministischen Strukturen beflügelt. In dieser Zeit haben wir uns in Antakya gegründet. Keine von uns hätte damals gedacht, welche Rolle Antakya für feministische Kämpfe und, umgekehrt, unsere Organisation für die Menschen vor Ort spielen würde. Das alles änderte sich in einer Nacht im Februar 2023: Die verheerenden Erdbeben ließen nur Bruchstücke unserer Leben übrig. Und wer, denkt ihr, ist seither unermüdlich damit befasst, die
Fragmente wieder zusammenzufügen? Allen voran Frauen, die dort leben.
Wir sind von überall gekommen, um unsere Schwestern zu unterstützen. Wir haben zunächst Überlebensnotwendiges organisiert; nun geht es für viele auch darum, ökonomische Unabhängigkeit (wieder) zu erlangen. Das ist Teil unserer Praxis: Wir treffen uns türkeiweit zu Protesten, Konferenzen, Streiks und Aktionen, aber unterstützen auch direkt in den Nachbarschaften. Unsere Kollektive sind enorm wichtig, um von den individuellen Kämpfen, die wir alle täglich ausfechten, wegzukommen.
Der Wiederaufbau unserer Gesellschaft ist für uns politisch. Es soll nicht so bleiben, wie es ist, und nic…