Body Impossible
Von Vina Yun
Illustration: Leaks
Bald ist es so weit – dann sitze ich, wahrscheinlich völlig gerädert vom Jetlag, aber beglückt, in einem Nudellokal in Seoul und mampfe Jjajangmyeon. Ich muss mich darauf einstellen, dass ich in Korea zur Kampfesserin mutiere. Denn meine vielen Verwandten zu treffen bedeutet unweigerlich, einen Essmarathon zu absolvieren: „Hast du schon gegessen? Warum isst du so wenig? Nimm dir noch!“
In der Tat freue ich mich auf die großen köstlichen Dinnerrunden – allerdings sind sie auch mit einem ziemlich hohen Stressfaktor verbunden. Während Familie und Verwandte ihre Zuneigung im Kochen und
gemeinsamen Essen ausdrücken, urteilen sie unerbittlich über dein Gewicht und Aussehen. Bevor du also reihenweise Köstlichkeiten angeboten bekommst, musst du durch den Scheißhaufen namens Bodyshaming. „Zwiespältig“ ist nur eine harmlose Beschreibung der Gefühle, die dabei in mir aufkommen.
Schmerzlich erinnere ich mich an meine letzte Korea-Reise, als ich meinen Cousin in Seoul besuchte. Ich war aufgeregt, ihn nach über zehn Jahren wiederzusehen. Der Empfang fiel anders aus als erwartet. „Warum bist du so dick?“, war seine Begrüßung. „Machst du Sport?“ – „Schade, dabei hast du so ein hübsches Gesicht!“ Ich konnte es nicht fassen und floh schnell ins Bad, wo ich meine Tränen trocknen musste. Der große Ärger kam erst später.
Klar, Lookism und Fat- bzw. Bodyshaming existieren überall, doch der Grad der Normalisierung in der koreanischen Gesellschaft ist ein Albtraum. Die dortigen Schönheitsideale grenzen ans Absurde. Um als „weiblich“ akzeptiert zu werden, musst du u. a. …