Von Marie Serah Ebcinoglu

Porträt der Herausgeber*innen
© Eden Jetschmann

Ein Tempel soll es sein, „Delfi“, das „Magazin für neue Literatur“, ein Tempel, in den zu pilgern die Lesenden von heute und morgen eingeladen werden. Mehr noch – das Magazin tritt mit einem archivarischen Anspruch an. „Wie lassen sich relevante Positionen aus den Marginalien der Gegenwart in ein ungewisses Morgen überschreiben?“, fragen die Herausgeber*innen in der ersten Ausgabe. Die Herausgeber*innen, das sind Fatma Aydemir, Enrico Ippolito, Miryam Schellbach und Hengameh Yaghoobifarah (Redakteur*in bei Missy Magazine). Zusammen mit den deutschsprachigen Autor*innen, deren Texte in „Delfi“ zu lesen sind, darunter Deniz Utlu, Evan Tepest oder Olivia Wenzel, können sie

innerhalb der deutschen Literaturszene durchaus als Gruppe wahrgenommen werden. Viele von ihnen arbeiten autofiktional, das Thema Marginalisierung spielt in ihrer Arbeit oft eine zentrale Rolle.

Außerdem verbindet sie, dass ihre Werke ähnliche Reaktionen der etablierten Literaturkritik und -wissenschaft auslösen. Teils werden sie im großen Feuilleton nicht besprochen oder aber die Autor*innen sehen sich immer wieder mit dem Urteil konfrontiert, sie würden einen ästhetischen Anspruch der (identitäts-)politischen Motivation ihrer Werke opfern. So wird genau der Ausschluss reproduziert, der in den Texten hör- und sichtbar gemacht wird. Der Literaturwissenschaftler Moritz Baßler meint bspw., die Form dieser neuen Texte sei ihrer suggerierten Bedeutungsschwere nicht angemessen, und es ginge nur mehr darum, durch „ethisch-didaktische Einsichten“ der Texte die eigene Weltsicht bestätigt zu bekommen. Dass das so nicht aufgeht, zeigt seine eigene Analyse von Olivia Wenzels Roman „1000 Serpentinen Angst“ (den …