Free Lina E.!
Von Carina Book und Jessica Ramczik
Illustration: Camille Soulat

Manchmal sind Zahlen einfach nur Zahlen und manchmal kriegt man es bei Zahlen mit der Angst zu tun: 33 Prozent der in Ostdeutschland lebenden Menschen stimmen einer aktuellen Studie des Leipziger Else-Frenkel-Brunswik-Instituts zufolge der Aussage ganz oder teilweise zu, „dass es einen Führer“ brauche, „der Deutschland mit starker Hand regiert“. Opferberatungsstellen vermeldeten allein in Ostdeutschland 793 rechte, rassistische und antisemitische Angriffe im Jahr 2022, bundesweit gab es mehr als zweitausend, was einen Anstieg von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Deutschlandweit ist die AfD in einigen Umfragen inzwischen die zweitstärkste Kraft nach der Union, im
Osten steht sie bei dreißig Prozent und mehr und greift mancherorts nach dem ersten Platz.
Die rechte Stärke hat dort eine lange Vorgeschichte und äußerte sich in der Vergangenheit etwa so: Rund 250 Neonazis überfielen 2016 den Leipziger Stadtteil Connewitz. Nahezu ungestört randalierten sie mit Äxten, Eisenstangen und Böllern und griffen Passant*innen an. Anhängige Prozesse wurden über Jahre hinweg verschleppt. Und noch eine Zahl lässt eine*n erschaudern: Die 51. Sie steht für die thüringische Stadt Eisenach. Hier wollte die Neonazigruppe Knockout 51, die sich um den Kader Leon R. gebildet hatte, mit bewaffneten „Kiezstreifen“ eine „national befreite Zone“ aufbauen und bereitete sich gezielt darauf vor, Linke zu töten. Schon vor Jahren hätten die Behörden alles in der Hand gehabt, um gegen die Neonazis von Knockout 51 wirksam vorzugehen. Doch sie legten die Hände weitestgehend in den Schoß.
Lieber befassten sie sich mit der Verfolgung von Lina E., deren unfreiwillige Ikonisie…