Künstliche Liebe
Von
Interview: Petja Ivanova
Artworks: Mean Goddess
Humanoide Maschinen, Chatbots, VR-Assistent*innen – KI scheint ein menschliches Outfit zu brauchen. Aber wie menschlich kann KI sein?
Meine Herangehensweise an diese Frage ist immer, über die verschiedenen Formen von Intelligenz zu sprechen, an die wir normalerweise denken. Die erfolgreichsten Arten von Künstlicher Intelligenz sind diejenigen, die instrumentelle Rationalität und instrumentelle Formen des Denkens imitieren können, im Grunde eine Form exponentieller Abstraktion. Das ist der Teil des Menschen, der uns so mächtig und klug macht und uns in die Lage versetzt, Zivilisationen aufzubauen, wie wir es seit Tausenden von Jahren getan haben. Offensichtlich handelt es sich dabei um eine Dimension des Menschseins, die auf eine
seltsame Art und Weise der am wenigsten menschliche Teil von uns ist, da es der Teil ist, der sich berechnen und reproduzieren lässt. Ich würde sagen, das ist dialektisch, denn in dem Moment, in dem wir sagen, das Menschlichste an uns wird zum Unmenschlichsten, kippt es. KI unterscheidet sich im Grunde genommen nicht so sehr von anderen Formen von Algorithmen, die bereits im Einsatz sind, wie Data Mining, welches versucht, aus großen Datensets Muster und Beziehungen herzuleiten. Die Möglichkeit des Algorithmus, sich als Sprache auszudrücken, so zu klingen wie wir, fasst das Lacansche psychoanalytische Konzept des Symbolischen zusammen: Das Symbolische als eine Ordnung von Zeichen und Regeln, die sich selbst reproduzieren, was ja an sich etwas Untotes, Unmenschliches ist. Eine Nicht-Menschlichkeit, die über uns hinausgeht, gleichzeitig aber auch den Fortbestand unserer Spezies ermöglicht. Das Symbolische ist es also, das ich an der KI als menschlich und gleichzeitig doch nicht menschlich bezeichnen würde. &nbs…