Interview: Rayén Garance Feil

Ein farbenfrohes Aquarelle von La Chola Poblete.
Foto: Florencia Lista, © La Chola Poblete, 2022, Werktitel: La Virgen y el cordero (From Virgenes Chola’s series)

Der Titel deiner Ausstellung ist „­Guaymallén“. Es ist der Name einer Gemeinde in der Provinz Mendoza in Argentinien. Was ist die Verbindung zwischen deiner Ausstellung, diesem Ort, seiner Geschichte – und dir?
Es ist der Ort, an dem ich geboren wurde. Ein landwirtschaftliches Gebiet, in dem Wein hergestellt wird, und eine unglaubliche Landschaft, die von den Anden umgeben ist. Die Gründer von Guaymallén waren spanische Winzer, aber auch viele Menschen aus der bolivianischen Gemeinschaft. Meine Familie mütterlicherseits hat ihren Ursprung in Bolivien. Deshalb identifiziere ich mich mit dem Bild der Anden-Chola. Guaymallén bedeutet für mich, über den Ort zu sprechen, an dem ich gelebt und mich als Künstlerin entwickelt habe. Wo ich ganze Nächte und Nachmittage mit Zeichnen verbracht habe.                

La Chola ist auch dein Künstlerinnenname, dein Alter Ego. 
Chola ist die Bezeichnung für die Anden­frauen aus Bolivien, die Zöpfe, einen kleinen Hut, einen Rock und einen bestimmten Andenstoff, den Aguayo, tragen, mit Kindern oder Lebensmitteln gefüllt. Eigentlich ist Chola eine abwertende Bezeichnung für diese Frauen vom Land, für Arbeiterinnen. Als Kind und

Jugendliche wurde ich mehr wegen meiner indigenen Merkmale diskriminiert als wegen meiner sexuellen Orientierung. Der Name La Chola war ein Weg, mich zu meiner nordbolivianischen Herkunft zu bekennen. Als Alter Ego habe ich ihn lange bei Performances verwendet. Mit der Zeit ist es der Name geworden, mit dem ich mich identifiziere und mit dem ich mich jetzt, nach meiner Transition, nicht mehr wie eine andere Person fühle. Jetzt bin ich La Chola.            

Dein Werk umfasst Malerei, Zeichnung, Fotografie, Skulpturen, Videokunst, Performance – und sogar Musik. Die Schallplatte „Pop Andino“ war Teil deiner ersten Einzelausstellung in Europa, die dieses Jahr in Lissabon stattfand. Kannst du mir mehr über die Musik und die Einbeziehung verschiedener Disziplinen in deine Arbeit erzählen? 
Mit „Pop Andino“ wollte ich die Fantasie erfüllen, ein Popstar zu sein. Die Platte enthält zwei Songs. Auf der einen Se…