Podcasttipps 05/23
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Gut integriert
Wo kommst du wirklich her? Woher sind deine Eltern? Was ist dein Migrationshintergrund? Solche Fragen, die für die meisten Schwarzen Menschen und People of Color ganz schön nervig sind, sind in diesem Podcast explizit gewünscht. „Gut integriert“ heißt er und entsprechend sind die Gesprächspartner*innen Menschen, die gut in die Gesellschaft integriert sind – oder auch nicht. Es vielleicht auch gar nicht wollen. Denn was bedeutet es überhaupt, „gut integriert“ zu sein? Geht man nach den Vorstellungen des Umfelds, der Eltern oder nach den Interviewten selbst, kann die Antwort sehr unterschiedlich ausfallen. Moderator Kristjan Morina spricht mit ihnen über die Gründe, warum ihre Familien ausgewandert oder geflohen sind, die Erwartungen, die sie an Deutschland bzw. Österreich haben, und über die Vorstellungen der eigenen Eltern für sie und ihre Zukunft. Es geht um Werte, Träume, Ängste, Wurzeln, Sprache, Assimilation, die Bedeutung von Familie, um Kulturclash und die Arbeit der Gäst*innen, die in den meisten Fällen kreativer Natur ist. Trotz der teils schweren Themen ist das oft lustig und mutmachend. „Gut integriert“ richtet sich dabei nicht nur an fellow BIPoC, sondern mindestens genauso (wenn nicht noch mehr) an Weißdeutsche und -österreicher*innen, denen der Podcast helfen kann, empathischer mit ihren Mitbürger*innen zu sein. Isabella Caldart
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„Gut integriert“ Kristjan Morina, 27–79 Min. Auf allen gängigen Plattformen.

Boys Club. Macht & Missbrauch bei Axel Springer
Die „BILD“ ist auf vielen Ebenen problematisch. Nicht erst seit den Vorwürfen gegen Exchefredakteur Julian Reichelt oder den geleakten Nachrichten von Mathias Döpfner, dem Chef des Springer-Verlags, zu dem „BILD“ gehört. Die achtteilige Podcastserie „Boys Club“ gräbt mit akribischen Recherchen aber tiefer. Und zeigt vor allem, wie die toxische Arbeitsweise in den Redaktionen schon früh beginnt. Pia Stendera und Lena von Holt treffen bspw. Tamara, die als Berufsanfängerin unter Druck gesetzt wurde, als PoC mit einem Vertreter der AfD im Livestream zu sprechen. „Boys Club“ beleuchtet auch die Seite derer, die unter den Methoden der Zeitung leiden. Alassa Mfouapon, der 2017 über das Mittelmeer nach Europa floh, erzählt, wie ihm „BILD“ das Leben zur Hölle machte. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass schon lange vor Reichelt und Döpfner der Größenwahn bei Erfinder Axel Cäsar Springer an der Tagesordnung war. Einen roten Faden bietet Nora, die vor allem Julian Reichelts Art zu groomen erklärt. Wie chancenlos all die Redakteur*innen waren, die sich gegen ihn auflehnen wollten. Wie wenig die Frage wirklich interessiert, was Presse darf. Was beim Hören bleibt, ist Fassungslosigkeit, wie all das geschehen konnte. Simone Bauer
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„Boys Club“ Pia Stendera, 32–48 Min. Auf allen gängigen Plattformen.
Diese Texte erschienen zuerst in Missy 05/23.