Interview: Nelli Tügel

Ein Poster vom Queer Nation´s Housten Chapter
Posters from Queer Nation´s Housten Chapter © WikiMedia Commons

Nicht wenige Menschen halten Queer Theory für einen Witz – laut dem von euch herausgegebenen Reader mit Schlüsseltexten der Queer Studies war der Begriff ursprünglich tatsächlich einer, aber anders, als es die Gegner*innen meinen. Was hatte es mit dem Witz auf sich? 
Ben Trott: Der Begriff Queer Theory wurde erstmals als Titel einer Universitätskonferenz im Jahr 1990 verwendet. Damals war das ziemlich provokativ. Queer war zu der Zeit weitestgehend eine Beleidigung, auch wenn manche das Wort bereits für sich zu beanspruchen begannen. Der Witz lag tatsächlich in der 

Gegenüberstellung: also jenes Schimpfwort mit dem Begriff Theory und der ganzen Ernsthaftigkeit und Wissenschaftlichkeit, die dieser impliziert, zu kombinieren.            

Wie würdet ihr kurz erklären, was Queer Theory und Queer Studies sind und wo sie herkommen? 
B. T.: Was heute als Queer Theory bezeichnet wird, entstand aus den Gay and Lesbian Studies sowie der feministischen Theoriebildung zu einer Zeit, als poststrukturalistische und psychoanalytische Ansätze viel Einfluss auf die kritischen Geisteswissenschaften hatten. Dennoch hat die Queer ­Theory nie ganz mit dem Materialismus gebrochen, der einen Teil der lesbischen feministischen Theoriebildung oder bestimmte Forschung in der schwulen Historiografie prägte – so etwa die Arbeiten von Monique Wittig und John D’Emilio. Auch nahm die Arbeit von Schwarzen Feminist*innen und Feminist*innen of Color in den 1970er- und 1980er-Jahren bereits viel Forschung in …