Staus, Behinderungen und Straßenblockaden
Von Tatjana Söding
Illustration: Lony Mathis
Hausdurchsuchungen, Telefonüberwachung, mitgelesene E-Mails und Chats. Autofahrer*innen, die Protestierende mutwillig anfahren, mit Wasser übergießen, von der Straße schleifen und beschimpfen. Die Repressionen und Übergriffe, denen Aktivist*innen der Letzten Generation (LG) derzeit ausgesetzt sind, sind erschreckend – insbesondere, wenn man sich ihre moderaten Forderungen nach einem Neun-Euro-Ticket und einem Tempolimit vor Augen führt. Verkehrsverbände etwa fordern solche Maßnahmen
schon seit Langem – unbehelligt. Gegen die LG wird dagegen ein ganzes Register an Maßnahmen gezogen, darunter das Bemühen der Bundesstaatsanwaltschaft, die Gruppe als kriminelle Vereinigung einstufen zu lassen, um ihr weiteren Aktivismus zu verunmöglichen.
Dieser Unterschied im Umgang mit den Aktivist*innen mag auf den ersten Blick an der Wahl der Aktionsformen, vor allem Straßenblockaden, liegen, mit denen sich die LG für ihre Ziele einsetzt und die sich von den Methoden anderer Gruppen und Verbände vor allem darin unterscheiden, dass sie den Alltag massiv stören. Grundsätzlicher betrachtet sind die Repressionen, mit denen auf die Klimaaktivist*innen reagiert wird, ein Gradmesser ihres Widerstands gegen den fossilen Kapitalismus.
Wie kann das sein, wo doch wiederum viele Linke die LG immer wieder dafür kritisieren, nicht kapitalismuskritisch (genug) zu sein? Auf einer ideologischen Ebene trifft diese Kritik zu. Die Aktivist*innen nutzen ihre Auftritte in Talkshows oder Zeitu…