Styleneid: Vic Junge
Interview: Dîlan Şirin Çelik
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Corona hat meinen Style stark beeinflusst, da ich in der Zeit viel rumgespielt habe und mein Stil einen apokalyptischen Vibe bekommen hat. Das hält bis heute an – ich bin Fan futuristischer Outfits.
Ist Mode für dich politisch?
Natürlich ist Mode allein schon durch die Produktion politisch, aber auch durch die Frage, was eigentlich als modisch gilt. Der Blick darauf ist oft eurozentristisch geprägt. Meine Mutter kommt aus Ghana, dort trägt man auch traditionelle Kleidung. Das versuche ich in meinen Stil zu integrieren.
Also hängen Style und Identität für dich zusammen?
Es liegt nah beieinander. Wenn ich unsicher bin, kann ich mit meinen Outfits dagegensteuern. Man kann durch Style ja stark beeinflussen, wie man gelesen wird, das hilft mir oft. Mein Style hängt sowohl mit meiner Identität als nicht-binäre Person zusammen als auch mit der Identität als Schwarze deutsche Person; ich liebe es, den Style meiner Mutter zu zitieren und abzuändern. Mich inspiriert auch, dass sie etwas gewagt und getragen hat, was sie will. So konnte ich mich auch selbstbewusst in meinem Stil entwickeln, ohne auf andere zu schauen.
Outfits eher am Abend davor planen oder doch chaotisch am Morgen freestylen?
Wenn ich zu Hause bin, freestyle ich morgens sehr gerne, darauf freue ich mich dann auch. Es ist wie ein Coping-Mechanismus: Wenn es mir schlecht geht, habe ich herausgefunden, dass ich mich gut anziehen muss, um mich selbst zu hypen.
Wer ist dein persönliches Fashion Icon?
Ich lasse mich von unterschiedlichen Icons inspirieren, aber wenn ich etwas ausprobiere, das gut aussieht, bin ich selbst mein Icon. Ich muss keiner Person die ganze Zeit nacheifern und verfolgen, was sie trägt, das würde wohl auch einen kostspieligen Konsumwunsch fördern. Ich mag diese Cravings nicht, vor allem da ich noch studiere und es unnötig finde, für Designermode zu sparen. Dann hole ich mir lieber Basics, die langlebig sind, mit denen ich weiterarbeiten kann. Instagram: @flexitoria
Dieser Text erschien zuerst in Missy 05/23.